BjoernSunshine
Nagelhaus Escher-Wyss-Platz: Fantasielose Kunstszene
Zürich hat wiedermal eine Idee geschissen (Sorry für dieses Wort, aber es muss sein!). Lest den Bericht im Tages-Anzeiger: Der Unort wird einzigartig.
Ich meine: Der Unort IST einzigartig. Und er hat wirklich besseres verdient, als eine banale Baubaracke. Das Zitat von China ist an den Haaren herbei gezogen. Die rechteckige Kiste ist einfach banal und fantasielos, und der Vergleich mit Werken von Jean Tinguely oder Max Bill eine Beleidigung. Ausserdem als Solitärbau viel zu wenig eigenständig. Die runden weissen Bälle sollen Lampions sein? Wer glaubt, dass dieses diffuse Weisslicht zum Verweilen einlädt, findet wohl auch die S-Bahn voll romantisch.
Wirklich Kunst wäre, wenn man sich mit dem Ort befasst, und etwas baut, das die Geschichte des Bauwerks Hardbrücke aufnimmt und so wieder gäbe, dass die Passanten staunen, nachdenken und fasziniert stehen bleiben:
Vorschlag 1: Ein 60er-Jahre-Zitat aus der Bauzeit der Hardbrücke. Ein buntes Plastikding als Bar und davor ein einbetonierter 69er-Cadillac.
Voschlag 2: Ein Zitat auf die industrielle Zeit rund um den Platz. Eine rostige Skulptur aus Stahlträgern, Zahnrädern und Wellblech. Von mir aus auch mit Restaurant drin.
Vorschlag 3 (mein Favorit): Ein Zitat an die Zeit der illegalen Techno-Partys: Als Restaurant-Gebäude zwei riesige Ecstasy-Pillen, 3 Meter dick und 7 Meter Durchmesser, blau gesprenkelt mit Teletubbie-Logo, eine etwas schief liegend und eine auf dem Rand stehend. Den Boden davor hochglanz verspiegelt mit weissen Beton-Kokslinien (zum drauf sitzen oder skate boarden). Als Lampen ein paar neongrüne Nuggis, die von der Decke hängen. Darüber (direkt unter der Hardbrücke) allabendlich eine Lasershow. Und in der Mitte eine überlebensgrosse Bronzestatue von Ex-Polizeivorsteherin Esther Maurer, wie sie ermahnend den Zeigefinger streckt. - Das wär mal Kunst: einzigartig, politisch brisant, provokativ, diskussionsanregend und garantiert ein Touristenmagnet!