OFF BLOG

Advert:
Der neue Roman als Taschenbuch oder eBook
coverboy

30.07.2007

BjoernSunshine

Gehemmte Zürcher Stimmung

Seit einer Woche sind die Darkrooms in den Zürcher Gayclubs wieder offen, auch wenn die Betreiber sie nicht bewerben dürfen. Also sollten nun wieder alle glücklich sein, und die Feste wieder wie früher bis spät in den Sonntag morgen dauern. Nur irgendwie scheint doch der Wurm drin zu sein.

An den letzten Events hatten wir - und Freunde von uns empfanden das ähnlich - den Eindruck, dass die Stimmung irgendwie Kaltstartprobleme hat. Zu Uhrzeiten, wo früher schon voll Begeisterung getanzt wurde, stehen die Leute heute immer noch rum, schauen gelangweilt in die Landschaft und klammern sich an Bier und Zigarette, in der Hoffnung, dass doch jemand anders den ersten Hüftschwung auf dem Dancefloor machen solle. Ist das die Angst vor der nahenden Nichtraucherwelle, dass man neuerdings raucht, als ob es schon morgen keine Zigis mehr geben würde? Auch dauert es selbst an heissen Sommertagen viel länger bis sich die Gäste trauen, ihr Shirt auszuziehen. Oben ohne ist legal, falls ihr das vergessen habt!

Ich werde das Gefühl nicht los, dass es eben doch die fehlenden Partypillen sind, die momentan die Stimmung bremsen. Die knallharte Repression hat mit Erfolg den letzten Dealer aus den Clubs vertrieben. Und wirklich ohne chemische Unterstützung so ungezwungen frei und fröhlich zu sein, scheint den meisten von Natur aus gehemmten Zürchern einfach nicht zu liegen.

Bevor mich nun wieder einige in der Luft zerreissen: Ich will hier keinesfalls zu Gesetzesverstössen aufrufen. Seine eigene Stimmung mit illegalen Substanzen zu fördern, ist natürlich äusserst böse und verwerflich. Aber ist es denn auch schon verwerflich, wenn man sich in der Gegenwart derart verwerflich handelnder Personen wohler fühlte als zwischen den meisten gesetzestreuen Bürgern? Es war eben einfach schön, die strahlenden Augen zu sehen und die Euphorie in der Stimmung zu erleben, wenn der DJ einen Hammertrack auflegte und alle Arme auf dem Dancefloor in der Luft waren. Ja, dummerweise ist wohl der einzige Stoff, der die lahmen Zürcher zu solch emotionalen Höhenflügen brachte, nicht legal, und mit legalen Alternativen wie Ice-Tea, Cola oder Vodka-Redbull kriegen es nur die wenigsten hin, wirklich los zu lassen und sich in den Sound hineinfallen zu lassen.

Die Presse mag sich noch so sehr über die "Drogenhölle Labyrinth" auslassen. Es war einfach schön da zu feiern, auch wenn man nüchtern blieb. Es war auch nie die Mehrheit, die illegale Drogen konsumierte. Aber es waren genügend "in Extase", um die anderen über ihre Hemmschwelle hinwegzureissen. Wenn in den heutigen Clubs die Stimmung nicht mehr so ist wie früher, ist das ein Zeichen, dass der Herde die bunten, verrückten und grundlos fröhlichen Leittiere fehlen.

Nun ist dieser Artikel wie ein Tarantino-Film. Schön, tragisch und gleichzeitig zwecklos. Die Zeiten der lustigen Pillen sind in Zürich vorbei. Alkohol als legale Alternative der Jungen ist nicht wirklich lustig. Und die Zürcher sind nun mal so gehemmt, wie sie sind. Daran wird die staatliche Erziehung auch nichts ändern.

Join gaYmeBoys now for free!

Write your own blog and comment the postings of your friends. gaYmeBoys is a new community for creative guys, crazy scene queens and normal gays from all over the world. Convince our doorman and you'll be right in!
BjoernSunshine
 Seit der letzten Razzia sind nun einige Monate vergangen. Die Darkrooms sind zwar wieder offen, die Repression rund um die Partyszene ist jedoch immer noch omnipräsent. Fast jeden Sonntag morgen stehen die Cops vor den Clubs und durchsuchen einige arme Nachtvögel.

In der Szene hat man dazugelernt. Clubdealer gibt es nicht mehr. Wer etwas will, muss vorsorgen. Und wer was hat, schluckt lieber zu viel, als Reste mit nach Hause zu nehmen. Die meisten haben jedoch auf Alkohol umgestellt. Der Rausch ist zwar dürftig im Vergleich zum Kater, aber man nimmt, was man kriegen kann. Die Clubbetreiber freuen sich über den gestiegenen Barumsatz, der aber gleichzeitig wieder geschmälert wird, weil die Leute früher nach Hause gehen.

Bezüglich Sex und Erotik scheint zwar die Repression gelockert, die Clubbetreiber und Securityleute trauen jedoch dem Frieden nicht und geben sich lieber zu prüde als zu tolerant. Was sonst würde einen netten Gaybarbesitzer dazu veranlassen, im Lokalfernsehen zu verkünden, dass in seiner Bar Knutschen nicht geduldet würde (vgl. Cranberry)?!

In der High-Society-Szene wird gekokst wie eh und jeh, und in den Banken dominieren mittlerweile Beruhigungsmittel und Psychopharmaka die Drogenpalette. Die Polizei scheint das indes kaum zu kümmern. Für sie existiert Drogenkonsum nur an Parties, und auch wenn in der Schweiz jährlich über 43 Millionen Linien Koks (Quelle: NZZ) geschnupft werden, gelten 5 Gramm an einer Razzia als grosser Fang, ausreichend für eine Clubschliessung (vgl. Labyrinth 2006).

Immerhin scheint man begriffen zu haben, dass ein Zusammenhang zwischen Alkohol und Gewalt besteht. Das lässt sich zumindest aus den Kommentaren der Stadtpolizei zu den Messerstechereien an Street Parade und vor dem Club Oxa schliessen. Fast immer, wenn es Zoff gibt, sind die Täter alkoholisiert. Von bekifften Messerstechern und Schlägertypen im Ecstasyrausch hat man jedenfalls noch nie gehört.

Noch immer ist Kiffen oder Pillen schlucken ein Offizialdelikt, das ohne Anzeige von der Polizei verfolgt werden muss, während eine Gewalttat nur dann verfolgt wird, nachdem das Opfer Anzeige erstattet hat. Ein Verhältnisblödsinn sondergleichen.

Nachdem nun Partyleute und die Polizei etwas gelernt haben, ist es an der Zeit, dass auch die Politiker etwas lernen: Nämlich dass eine Verschärfung der Repression nicht zur Abstinenz sondern nur zum Ausweichen auf noch dümmere (legale) Drogen führt. Und dass man der Gesellschaft durch die neue Popularität des sich-Besaufens, Prügelns und Messerstechens wesentlich mehr schadet als es die ganze Drogenszene jemals vermocht hätte.

Gerade jetzt, wo die Jugendgewalt angeblich ausser Kontrolle gerät, wäre es an der Zeit wieder Toleranz vorzuleben. Toleranz als typisch schweizerische Umgangsform, wo es um persönliche Freiheit und Entfaltung der Individualität geht. Manchmal ein Auge zuzudrücken, fördert die Freundschaft. Gewaltverbrechen hingegen sind jenseits der Toleranzgrenze, und dort gibt es auch Aufgaben für Frau Maurers 2000 Mann starke Truppe, wo sie unsere volle Unterstützung hat! 17 years ago

 

Blog Home • Newer: Queer As Folk auf Pro7 • Older: Weltstadt Zürich?

Off Blog

Der Off-Topic-Blog für alles, das sonst nirgends rein passt. Hier darf jeder gaYmeBoy schreiben.

The open blog for all off-topic postings. All gaYmeBoys can post here.

Blog calendar:

2022:

2019:

2018:

2017:

2016:

2015:

2014:

2013:

2012:

2011:

2010:

2009:

2008:

2007:

2006:

2005:

 

Search this blog:

Text:

Create new blog

All Blogs

 

Join now Join gaYmeBoys.com!

It's not only to read blogs - you will get your own gay profile, own blogs and gallery albums and you can meet thousands of hot gays around the world.

gaYmeBoys.com is a new, fast growing gay community made in Switzerland.

gaYmeBoys is much more than just another dating platform. It's a webspace from gays for gays, for circuit boys, scene queens, leather bears, country boys and big city queers, creative and fun people.

We would love to meet people from all over the planet. Come in and share your life with us. It's free!


Member login

autologin

I forgot my password

Please enter your username or the registered e-mail an. Your password will be sent to you.