BjoernSunshine
Hört auf mit der Sex(ting)panik!
Fast täglich liest man heute in der Zeitung das Wort "SEXTING" und oft wird darüber berichtet, als ob dieses Ting die Grösste Bedrohung seit Fukushima wäre. Sexting bezeichnet das Versenden anzüglicher erotischer SMS. Die Schulen sind deswegen derart in Panik, dass ProJuventute extra eine Plakatkampagne gestartet hat, um Schüler vor den Gefahren des Sexting zu warnen: "Sexting kann dich berühmt machen. Auch wenn du es gar nicht willst."
Die Message: Schick niemals jemandem ein Nacktfoto, sonst ruinierst du dein Leben. Sogar eine Notrufnummer wurde eingerichtet, wo Teenies Hilfe holen sollen, wenn sie ein sexy SMS erhalten.
Die Skandalpresse greift das Thema dankend auf (Sex sells) und bauscht es noch mehr auf.
Das Resultat: Jugendliche erpressen einander gegenseitig mit Nacktfotos, und Kids, von denen Bildchen in Unterhosen die Runde machten, versuchten bereits sich umzubringen, weil sie glauben, ihre ganze Karriere sei nun für immer ruiniert.
Bitte stoppt endlich diese unglaubliche Sexpanik!
Es gibt fast 2 Milliarden Pimmel und 4 Milliarden Titten auf dieser Welt. Wenn dein Teil auf einem der Exadrilliarden Fotos im Internet drauf ist, kratzt das kein Schwein! Kein vernünftiger Personalchef wird je einen fähigen Bewerber ablehnen, nur weil er als Jugendlicher mal nackt an einer Party war. (Ausser du bewirbst dich als Papst oder republikanischer Präsident)
Zu meiner Schulzeit gab es noch keine SMS und Fotohandys. Aber hätten wir solche Gadgets gehabt, wir hätten gesextingst was das Zeug hält. In dem Alter waren wir schliesslich alle dauergeil, haben Dökterlis gespielt, unter der Dusche Schwänze verglichen, Sexheftli vom grossen Bruder geklaut noch lange bevor wir 16 waren, im Klassenlager um die Wette gewichst, usw.
Damals war das total normal. Heute macht ein Junge per SMS ein Mädchen an. Dieses ruft panisch den Lehrer oder die Notrufnummer. Die dann wohl die Eltern. Die Eltern rufen die Polizei. Dann muss das Mädchen zum Psychiater, und der arme Schüler hat eine Vorstrafe wegen Sexting am Hals, womit seine Karriere nun tatsächlich ruiniert ist. Im Kanton Bern wurden bereits dutzende Teenager verurteilt, weil sie Sex-Bilder versendet hatten (Quelle: 20min).
Man kann sich von einer Mücke stechen lassen oder aus ihr einen Elefanten machen und sich dann von diesem tottrampeln lassen.
Liebe Presse, liebe ProJuventute, liebe Eltern. Sex ist nichts Böses! Dass Jugendliche ein Sexualleben haben, ist völlig normal. Dass Jungs dumme Sprüche machen auch. Kein Teenie lässt jedes Wort und jedes SMS von einem Pressesprecher auf politische Korrektheit prüfen. Derbe Sprüche auf dem Schulhof haben noch keine(n) umgebracht. Die Panik jedoch, die ihr daraus macht, ist 100 mal gefährlicher und ruiniert Karrieren und Leben.
Man kann noch so sehr auf alle Privatsphäre-Einstellungen achten, 100-prozentige Datensicherheit gibt es nicht. Die NSA und Heartbleed lasssen grüssen. Wenn du ein Sexualleben hast, wird es irgendwann rauskommen.
Drum sage ich: "Sexting. Na Und?"
Blöde Anmache? - Schwamm drüber.
Nacktfoto? - Ich gebe offen zu, einen Pimmel zu haben. So what?
Warum erklären wir nicht einfach den 1. Juli zum nationalen Nacktfeiertag. Dann rennen wir einmal alle nackt durch die Innenstadt, lassen uns von allen Seiten fotografieren, und niemand muss je wieder fürchten, wegen Nacktfotos erpressbar zu sein.