BjoernSunshine
Berlin ist geil!
Das Osterweekend in Berlin war ja schon lange gebucht, aber nach dem Rausschmiss aus der Blumenparty brauchte ich definitiv Asyl in einer richtigen Grossstadt. Und man kann es nicht deutlicher sagen: Berlin ist einfach geil!
Während sich in Zürich die Gaypartys an Prüderie überbieten und dazu sogar neue Definitionen des Wortes gay als "heiter und lebensfroh" statt "homosexuell" bemühen (Milkshake), präsentiert sich die Berliner Szene voll frontal von seiner schwulsten Seite. Schaut man in die Agenda der Siegessäule, findet man keinen Wochentag, an dem nicht irgendwo eine Nacktparty steigt. Und ganz egal wie ausgefallen verrückt ein Fetisch klingt, in Berlin gibt's mindestens einmal pro Woche eine Mottoparty dazu.
Nun stehe ich eigentlich gar nicht auf so ausgefallene Sachen, sondern wär schon zu frieden, wenn ich mal an einer "normalen" Gayparty mit guter Musik meinem Schatz eins blasen dürfte ohne dass gleich die Security auf Defcon 1 schaltet. Aber sowas darf man ja im heutigen auf Hochglanz polierten Zürich nicht mal mehr denken. Weiss überhaupt noch jemand, warum man uns Gays früher mal "Schwanzlutscher" hinterher rief?
In Berlin weiss man das noch. Und man tut es sogar. Hemmungslos mitten auf der Tanzfläche im (angeblich) besten Club der Welt: dem Berghain. Dort fand am Ostersamstag die Gayparty Snax-Club statt.
Das Berghain, ein riesiges ehemaliges DDR-Heizkraftwerk ist für seine mindestens so gigantische Soundanlage und (für meinen Geschmack etwas zu) hammerharten Berliner Techno bekannt. Unten drin ist das Lab-oratory, ein schwuler Cruisingclub. Der Komplex wird von zwei Schwulen geführt, und an der Snax werden 2x im Jahr beide Clubs zu einer Megaparty nur für schwule Männer verbunden.
Der Snax-Club ist genau das, was Zürcher heute nicht mehr begreifen können: Freiheit! Da treffen sich schätzungsweise 3000 Männer von 18 bis 88, in Leder, in Gummi, in Socks und Jocks oder einfach nackt und jeder lebt das aus, was ihn geil macht, tanzt, flirtet, fickt, überall, quer durcheinander und keinem käme es nur im Entferntesten in den Sinn über andere zu urteilen oder an anderen herum zu meckern.
Der Flieger hat mich inzwischen wieder nach Zürich gebracht, aber solange ich meinen Schweizer Pass auch ansehe, ich kann nur noch John F. Kennedy zitieren: "Ich bin ein Berliner!"