BjoernSunshine
Black Party: Doch kein Sex :-(
Die Angels ziehen den Schwanz ein und korrigieren die frühere Aussage: "Natürlich tragen wir bei einem Thema unchained etwas dicker auf im Wording. Aber wir sind sonst auch keine Fetisch-Party". Mit anderen Worten, der superheisse Pressetext und Stephans netter Smiley zu meinem ersten Blogtext waren nichts als heisse Luft. Nackte Schwänze sind verboten, und meine Vorfreude auf die geilste Party des Jahres war leider unbegründet. Es wird eine Angels-Party wie jede andere auch, "ausgerichtet auf ein breites Publikum" und so jugendfrei wie Disneyland.
Bitte entschuldigt meine Fehleinschätzung.
"Angels wants you to let go, smash taboos and free your deepest kinkiest desires on the dance floor. Break the bondage! Get ready to be unchained in Zurich’s first time ever three continuous days of nonstop party sin." So stand es in der PR. Wörtlich übersetzt heisst das: "Die Angels wollen, dass du dich gehen lässt, Tabus brichst und deine perversesten Begierden auf der Tanzfläche auslebst. Durchbrich den Zwang, sei bereit entfesselt zu werden in Zürichs erstmaliger, durchgehender Dreitage-Party-Sünde."
Als ich den Text zum ersten Mal las, hatte ich einen hammerharten Ständer. Nach Jahren im Kindergarten endlich wieder ein Spiel in der Superleague? So viel Sex in einem Satz. Das kann einfach kein Fake sein! - Nun ist es doch einer. An der Black-Party ist nichts erlaubt, dass du nicht auch im Tram tun dürftest
Zeit für einen hilfreichen Pocket-Guide für Partywerbung:
(links "Wording", rechts Deutsch)
"let go" = Lass den Türgriff wieder los, wenn du aus dem Taxi gestiegen bist.
"smash taboos" = Trau dich, dein Windows Phone herum zu zeigen, auch wenn alle andern iPhones haben.
"free you deepest kinkiest desires" = Wenn du schon immer davon geträumt hast, den Seitenscheitel einmal links statt rechts zu tragen, dann ist das die Gelegenheit.
"on the dancefloor" = Da wo alle rumstehen und am Handy fummeln.
"break the bondage" = Mach die Flasche auf, bevor du trinkst.
"get ready" = Nimm deine Oma mit.
"first time ever" = Nicht in den letzten 20 Facebook-Meldungen.
"be unchained" = Lass vor der Party nochmal den Hund raus.
"continuous" = Die Putzfrau kommt erst nach 3 Partys.
"party sin" = Sündhaft teure Tickets.
Es wäre unfair, nur auf den Angels herum zu hacken. Das sexuelle Wording grassiert in Zürich schon seit Jahren. Die Angels haben der Saumode nur gerade die Krone aufgesetzt. Egal ob Milkshake, Boyahkasha, FUCK POSITIVE oder wer auch immer. Überall werden im Pressetext von irgendwelchen Werbeagenturen die wildesten Orgien versprochen, und wenn man dann hingeht, ist alles so brav und langweilig und von Kindermädchen überwacht, dass man problemlos Mamma hätte mitbringen können.
Die Angels machen gute Partys, ein Bisschen wie Rapido, WE oder La Demence.
Trotzdem, homoSEXUELL betrachtet sind fünf Jahre nach Schliessung des "Erotischen Tanzpalasts" alle Zürcher Gaypartys impotente Rohrkrepierer und nichts als feuchte Träume. Béat von Flexx* hat mir gesagt: "Begreife mal endlich dass die Labyzeiten vorbei sind. Die Mehrheit der Gäste will heute keine nackten Schwänze mehr an einer Gayparty sehen. Geh ins Rage, an eine Privatparty oder nach Berlin." (*An der Black-Afterhour, organisiert von Flexx, sind nackte Jungs und Sex ebenfalls unerwünscht, es wurde allerdings auch nicht in der Werbung versprochen).
"we’ll be showing no mercy with all you party people" = Wenn du auf sexuelle Gedanken kommst, schmeissen wir dich gnadenlos raus.
Bin ich wirklich der letzte Schwule in Zürich, der gerne nackte Schwänze sieht?
In der gaYmeBoys-Umfrage "Findest du, dass an einer grossen Gayparty nackte Schwänze und Sex toleriert werden sollten?" stimmten bisher 56% von euch für "Ja, das gehört zu einer richtigen Gayparty. Wer ein Problem damit hat, kann an eine Hetenparty gehen". Nur 7% finden, nackte Jungs gehören nicht an eine Tanzparty. Trotzdem glauben fast alle Zürcher Veranstalter, dass sexuelle Freiheit ihrem Geschäft schadet und richten das Konzept primär auf die Bedürfnisse und Motzmails der Superverklemmten aus. Dass viele der richtig geilen Jungs schon nach wenigen Stunden frustriert den Club verlassen oder von Anfang an lieber an eine Privatparty gehen, nehmen sie gar nicht wahr. Gay Zürich bleibt ein Kindergarten. Wir freuen uns auf den Hustlaball in Berlin.
UPDATE: Black Party: Juhui doch nicht kein Sex