BjoernSunshine
Generation Zombie?
Ist der Jugend heute Politik und Gesellschaft wirklich egal? Und interessieren sich alle nur noch für sich selbst, wie 20 Minuten in der gestrigen Titelstory schreibt? - Die Aussage der Experten deckt sich leider sehr mit meiner Beobachtung in unserer Gay-Community. Vor 5-6 Jahren hatten wir noch grosse Diskussionen im öffentlichen Forum und demonstrierten am CSD gegen Sexverbote an schwulen Partys. Heute wird fast nur noch 1:1 gechattet. Nur sehr wenige sind noch bereit, für Freiheit zu demonstrieren oder überhaupt einen Beitrag zu leisten, wo es allen zugute käme, eine Idee aktiv zu unterstützen oder selbst mal etwas Neues anzureissen.
Ist es reiner Egoismus?
("Ich engagiere mich nur dort, wo es direkt meiner Karriere oder meinem Sexlife nützt")
Ist es Angst vor Datenmissbrauch?
("Was man in ein öffentliches Forum schreibt, vergisst das Internet nie")
Oder ist es Reizüberflutung?
("Ich poste schon den ganzen Tag Katzenvideos, da habe ich für wichtige Themen einfach keine Zeit mehr")
Tatsächlich werden wir täglich vollgemüllt mit Werbung, Katzenvideos, Einladungen für Handygames, Fotos von Mittagessen und Standortmeldungen von "Freunden", von denen wir nicht mal den Namen kennen. Alle liken, teilen, multiplizieren den Schwachsinn und niemand hört mehr zu. Facebook sorgt dafür, dass jede Banalität, jeder Shitstorm und jeder Völkermord gleich wichtig ist. Die IS-Terroristen könnten das Bundeshaus in die Luft sprengen und ihr würdet es nicht mitbekommen, weil ihr gerade Katzenvideos (oder Schwänze bei Grindr) schaut, in eurem selbstgewählten sozialen Netz gefangen und abgeschottet seid.
Ihr glotzt auf euer glänzendes Smartphone und merkt gar nicht, wie die Welt um euch zusammenfällt. Wozu sich öffentlich engagieren? Solange mein Akku hält, hab ich alles, was ich brauche.
Keine Träume und Ziele mehr?
Jungs unter 30 haben das Ende der 90er nur als Kinder erlebt. Der Weltfrieden schien damals greifbar nahe, die Möglichkeiten der Technik nahezu unbegrenzt. Wir alle schwebten in einer Europhorie. Techno und Loveparade waren der Ausdruck einer Jugend voller positiver Energie. Wir hatten noch Träume und Ziele. Die Partys damals waren der Inbegriff von Freiheit, Toleranz und Erotik. So fantastisch, wie sich das heute gar niemand mehr vorstellen kann.
Dann kamen 9/11, die Sicherheitspanik, das Ende der Space Shuttles, die Clubrazzien, die Neoprüderie, die Finanzkrise, der Arabische Frühling, der nur von Diktatur ins Chaos führte, die UBS-, CS- und NSA-Skandale, Fukushima. Heute weiss jeder, dass all unsere Politiker und Wirtschaftsbosse an nichts anderem als an Macht und Geld interessiert sind, und dass alles, wofür sich ein Einzelbürger einsetzen kann, ohnehin in der Flut der Katzenvideos untergeht. Wozu also noch jammern. Gehen wir doch lieber Pornos gucken. Viel Spass beim wixen.
Oder hat vielleicht doch jemand eine bessere Idee? Das Kommentarfeld ist deine Gelegenheit zu beweisen, dass du kein Zombie bist!
Quelle: 20min vom 30.9.2014
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