BjoernSunshine
Warum diese Angst vor Erotik?
Früher gehörte Erotik zum Nachtleben. Das alte Labyrinth hiess "der erotische Tanzpalast". Im Aera gab's nackte Tänzer, im legendären Studio 54 wurde auf der Galerie gevögelt, in der Spider-Galaxy schlüpfte man durch eine Riesenmöse in den Darkroom. In London und Berlin gibt's tolle Gaypartys, wo alle Gäste nackt sind und sogar die DJs nackt hinterm Plattenteller stehen. An der Blutt-Party im Kauz kann man nackig tanzen, an der MagiQ im Q ebenfalls, an der Game und sogar in Basel, an der LaMesse im Borderline. Aber wenn ich einmal im Jahr an der aera-Nacht der Blumen nackt über die Tanzfläche des Hive hüpfe, kommt noch immer die Security angerannt und behandelt mich wie einen Terroristen.
Warum nur klammert sich dieser ansonsten sehr innovative Zürcher Club so fest an seine prüde Hausordnung, dass er es nicht wenigstens einmal im Jahr schafft, seine bissigen Kampfhunde an die Leine zu legen und einfach mal Freude Freude sein zu lassen? Warum muss eine Security, die eigentlich angestellt wäre, um Aggression zu verhindern, als einziges Element Aggression in eine friedliche Szene bringen? Und warum haben einige Clubbesitzer so panische Angst vor Schwänzen?
Einige Leute sagen mir: "Du verlangst zu viel. An normalen Samstagen darf man im Hive nicht mal sein T-Shirt ausziehen."
Schon klar. Und wenn frau im Iran nur schon den Schleier vom Gesicht nimmt, wandert sie 2 Jahre in den Knast. Aber ist das ein Argument für Prüderie an einer Zürcher Gayparty? Vom Gesetz her darf man legal nackt quer durch die Schweiz wandern (nur nicht durch Appenzell). Warum müssen dann ausgerechnet Partylokale, die sich als Vorreiter neuer Gesellschaftsordnungen verstehen (und beispielsweise kaum etwas gegen Drogen haben), sich in Bezug auf Nudismus und Erotik weit prüder geben, als das Gesetz verlangt?
Andere Leute sagen mir: "Reg dich nicht auf und zieh 'ne Linie. Dann bist du auch ohne Erotik gut drauf."
Ich finde Koksen doof. Wenn ich zu geilem Sound nackte Haut spüren und nackte Ärsche sehen darf, ist das viel schöner als jede Droge und erst noch viel gesünder und nach Schweizer Gesetzen sogar noch legal. Warum hindert uns die Security an gesundem Nacktsein und spielt sich dauernd als Moralapostel auf? Ist es Neid auf unsere Freiheit, Neid auf meine Schwanzlänge oder das gleiche Unvermögen, Freiheit zuzulassen, das religiös Beschränkte zum IS treibt?
Als ich meine ersten Technopartys erlebte, gab es da noch kein Egopulver. Dafür gab es Pillen, die kuschlig machten und Männlein und Weiblein genossen es, wenn sich auf der Tanzfläche nackte Körper berührten und im Chillout quer übereinander lagen. Heute verteufelt man die Erotik oder man verkommerzialisiert sie und verbannt sie aus dem Alltag. Wer sich gratis auszieht, ist eine Schlampe und wer's für Geld tut, redet nicht darüber. Im Club wird gekokst und das Machoimage gepflegt, damit man seine Eroberung nach Hause schleppen und dort hinter geschlossenen Rolläden für sich allein konsumieren kann. Wie egoistisch!
Wenn wir selbst eine Party machen, dann darf man dort nackt sein, man darf kuscheln und wixen und alle möglichen Dinge tun, die das Gemüt erfreuen und ebenso die, die dabei zusehen. Erotik ist ein Geschenk Gottes und nicht des Teufels! Amen.