ZÜRIGAY SZENE

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02.11.2008

BjoernSunshine

Zürich: Die prickelndste Gay-Erotik-Nacht

Ich war wiedermal in Zürich an einer Homosexuellenparty. Homosexuelle? Schwanzlutscher? - Ach was! Homosexualität hat doch nichts mit Schwänzen zu tun. Homosexuell, das sind z.B. Sweatshirts von Abercrombie, Kylie Minogue-Konzerte, Madonna, ABBA, fliederfarbene Hemden, Markenunterwäsche, Dolce & Gabbana, und grundsätzlich alles, was doppelt so viel kostet, wie es wert ist.

Trotzdem war die "prickelndste aller Nächte in einem von Erotik geprägten Gayambiente" strikt ab 21. Wahrscheinlich wegen den erotischen Glimmstengeln, an die sich alle klammerten, als ob der Beginn des kantonalen Rauchverbots bereits am nächsten Morgen über die Stadt hereinbrechen würde. 99% standen also da in ihren sexy Alltagsklamotten und rauchten. Immerhin waren unter den Gästen zwei Jungs von Anfang an oben ohne: Mein Freund und ich. In den Augen vieler D&G-Tussies wohl schon eine Provokation biblischen Ausmasses. Auf jeden Fall eins: Total billig!

Die homoerotische Party nahm ihren Lauf. Drogen gab es keine zu kaufen, vom gesunden, staatlich geförderten Alkohol und Nikotin mal abgesehen. Aber wer braucht das schon? Nette, tolerante Leute im besten Club der Stadt, eine berühmt berüchtigte Location, und der geile Sound von einem DJ, der früher mal richtige Fetischpartys organisierte, zusammen mit der Erinnerung an den Hustlaball Berlin machte mich schon spitz wie Meiers Lumpi.

Weil spitz zu sein offenbar nicht an eine erotische Homoparty über 21 passt, gibt es für derartige Notdurft einen Darkroom. Das ist ein kleiner Raum ohne DJ, in dem es wohl von Gesetzes wegen so dunkel sein muss, dass man weder Männer noch Filzläuse erkennen kann. Dieser Raum muss ausserdem gemäss §17 mit blickdichten Vorhang und Warnschild vom Rest des Clubs abgetrennt sein. Denn draussen sind die lieben Homosexuellen und drinnen die bösen Schwanzlutscher. Als bekennender Homosexueller hasse ich solche Räume. Also setzte ich mich, nach dem ich mir im Dunkeln bei der vergeblichen Suche nach meinen Freund mehrmals die Schienbeine an irgendwelchen dunklen Ecken aufgeschlagen hatte, draussen im Homobereich auf ein unbequemes Sofa ohne Rückenlehne. Irgendwann kam dann auch mein Freund und setzte sich zu mir. Meine Gedanken wanderten wieder nach Berlin und unser Blut wanderte vom Gehirn her abwärts. Als mein Ding zwei Minuten später nicht mehr in die Hose passte, vergingen nur noch weitere 20 Sekunden...

Dann stand er schon da, der Aufpasser mit strengem Blick, erhobenem Zeigefinger und der göttlichen Macht, bald 40-jährige Männer, die nebenbei noch seinen Lohn bezahlen, wie Kleinkinder behandeln zu dürfen. "Jetzt geht ihr aber sofort in den Darkroom", fauchte der Erzieher, der auf seiner Uniform missverständlicherweise nicht mit "Mamma" sondern mit "Security" beschriftet ist. Andernorts sorgen sich Leute mit dieser Aufschrift um die Sicherheit der Gäste. In Zürich jedoch überwacht das Sicherheitspersonal die Homosexuellen, um sicher zu stellen, dass niemand mehr Spass hat, als man mit Sicherheit in der Steuererklärung abziehen darf.

Während er nun wahrscheinlich einen Ständer hatte, war meiner kaputt. Da wird man die ganze Zeit von der übersexualisierten Partywerbung aufgestachelt, und wenn man endlich warm wird, kriegt man gleich eins auf den Deckel. Ich weiss, der Club gehört einem Hetero, und Heten kriegen beim Anblick von grossen Schwänzen wahrscheinlich genetisch bedingte Kopfschmerzen. Aber irgendwie ist es trotzdem pervers: Wenn eine Frau in einem Haus mit rotem Lämpchen Sex für Geld verkauft, dazu einen Champagner serviert und den CD-Player laufen lässt, ist das in Zürich legal. Wenn jedoch ein Club sein Geld mit Tanzmusik und Getränken verdient, und irgendwo ein Päärchen andere beim Fummeln zugucken lässt, ohne dafür zu kassieren, verstösst das gegen Sitte und Ordnung.

Langer Rede kurzer Sinn: Zürich bleibt ein Kindergarten und wir fahren bald wieder nach Berlin.

Poll: How much sex should there be at a gay dance party ?

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BjoernSunshine
 Tatsache ist, dass die Jungschwulen unkritischer dem Konsum nachhängen. Nicht zuletzt, weil sich die Konsumlabels auch dem schwulen Stil angenähert haben.

Tatsache ist auch, dass Online-Dating zu einem grossen Teil das Flirten in den Bars und Clubs abgelöst hat. Diejenigen, die nur an eine Party kamen, um dort jemanden abzuschleppen, waren aber noch nie die grossen Stimmungsmacher.

Was aber definitiv verloren ging, sind die heissen schwulen Nächte, die wohl nur möglich waren, weil die prüde Gesellschaft früher nichts davon wusste. Und weil es Leute gab, die lieber wenig Geld mit geilen Partys verdienten, als zu versuchen, den grossen Profit mit langweiligem Mainstream zu erlangen.15 years ago
BjoernSunshine
 Ich danke euch allen für das grosse positive Feedback zu meinem Newsletter. Viele fragten mich, welcher Club denn da gemeint war. Ich habe es bewusst verschwiegen, weil ich weiss, dass der Spagat zwischen städtischer Verordnung und schwulem Leben nicht einfach ist, und weil es unter den Veranstaltern gute Leute gibt, die ihre Ideale nicht vergessen haben.

Es war nicht als böse Kritik gemeint, sondern als Aufforderung, für die eigene Überzeugung einzustehen und der prüden Gesellschaft nicht so tief in den Arsch zu kriechen.

Wir haben heute in der Schweiz das Recht auf eine registrierte Partnerschaft. Unsere Lebensform ist vom Volk als gleichberechtigt anerkannt. Jetzt ist es endlich Zeit, dass die Gesellschaft auch aktzeptiert, dass zur Homosexualität nicht nur Proseccotrinken sondern auch Schwanzlutschen gehört!

Der Club mit der unschwulen Erotiknacht hat zwar einen grossen Teil seiner sexuellen Freiheit verloren, bietet aber immer noch einige der besten Gaypartys, die man heute in Zürich feiern kann. Die meisten anderen Clubs sind noch viel prüder...15 years ago
thai_fun
 Lieber Kjell, Du bist sehr gut im Schreiben und Deine Meinungen darzustellen. Darum sehe ich viel hinter Deinen Worten! Danke für Dein Engagement für die Sache der Gays.

Für mich bleibt die Frage, musst Du, wie ich auch, im alter feststellen, dass trotzt Pink Cross, Haz, Network, Fels, Loge 70, Aids-Hilfe, Los, Dr.Gay und vielem mehr, die Zeit oder der Mensch still steht, wenn nicht sogar von Zeit zu Zeit rückwärts gepresst wird?

Die Amis machen’s vor.
Wo werden die meisten Pornos gedreht?
Wo kann ein Kriegstreiber mit den Worten „Gott mit mir“ Präsident werden?

Vielleicht braucht Ihr Jungen Schweizer Gays wieder einmal „achtundsechziger“ (68er Aufstände) wo Homos auch mit und obenauf geschwemmt wurden?

Oder ist es einfach gut, dass die heutige Homo-jungend mit Konsum zufrieden gehalten werden kann?
Brauchen sie so einfach keine Schwanz, Sack und Loch Hascherei mehr? Keine Warme Bindungen, keine Lebenspartner, keine Condome mehr?
Ist Internet Space-Spass + Wixen, Facebook oder E-Mail Dates Lustersatz? Vor Cam und Spiegel Reizwäsche aus und anprobieren? In Zürich ist ja fast jede zweite Wohnung mit nur einer Person besetzt! Style Wohnungen, Style Klamotten, Style Unterwäsche, alles Style anstelle Geil? Dafür allein Leben und nichts geben?
Den Satelliten Frequenzen sei Dank!

Dass währ ja wunderbar für die in diesem Jahrhundert und nicht so erniedrigend wie im letzten Jahrhundert und davor!
Vielleicht ist dies ja der vorgegebne Weg des Homo Sapiens….?15 years ago
BjoernSunshine
 In den 60ern war ich noch hinterm Mond. Die ersten Gaypartys habe ich vor 15 Jahren erlebt. Die Entwicklung sieht man aber klar:

Zuerst war Schwulsein verboten und geächtet. Der einzige Ort, wo Schwule frei sein konnten, waren die ersten (illegalen) Schwulenclubs. Wer vor 10 Jahren in einen Gayclub ging, entledigte sich am Eingang aller gesellschaftlichen Zwänge. Draussen musste man sich anpassen. Drinnen durfte man sein, wer man war. Das Wesentliche im alten Laby und Aera waren nicht die Partydrogen sondern das Gefühl, frei und unbeschwert zu sein.

Mit der Legalisierung der Clubs, der Aufhebung des Tanzverbots an Feiertagen und dem Abstimmungskampf ums Partnerschaftsgesetz wurden die Clubs dem Heterovolk geöffnet. Das Laby zog an die Hohlstrasse, malte die Wände weiss an und machte Werbung in Radio105 und im 20Minuten. In der Folge kamen immer mehr Leute in die Gayclubs, die unser Verständnis von Freiheit und Toleranz nicht teilten. Mit den Machos und Tussies kamen auch die Gesetzeshüter, und die sahen nur, dass bei den Gays etwas abging, das nicht der Schweizer Norm entsprach. Also Razzia, Razzia, Razzia!

Seither sind die Clubbesitzer übervorsichtig, die Security übergiftig, und schwule Freiheit und Toleranz existieren nur noch als leere Worte in der Werbung. Vor kurzem dachten wir noch, die Aufregung hätte sich gelegt, weil die Polizei vielleicht eingesehen hat, dass es in Zürich grössere Probleme gibt, als nackte Schwänze an einer Schwulenparty.

Inzwischen sind aber die Zürcher Schwulen selbst so umgepolt und verklemmt, dass Sie gar nicht mehr frei und tolerant sein wollen, weil sie völlig unkritisch alles übernommen haben, was ihnen die Konsumgesellschaft vorkaut. Für die meisten ist es völlig normal, dass in Gayclubs Heteros die Regeln machen, dass nackte Schwänze eklig sind, dass man sich für Schwulitäten hinter einem Vorhang verstecken muss, dass es richtig geile Szenen nur noch für Geld auf DVD zu sehen gibt und dass man alle als billige Schlampen beschimpfen muss, die das nicht einsehen wollen.15 years ago
thai_fun
 Also dieser Bericht lässt mich schon aufhorchen. Futzis, Tussis und Neuzeit gehabe? Sicherheits- Personal in Lokalen? Regierungs- Einflüsse mit erhobenem Zeigfinger?

Seit etwa 12 Jahren bin ich kaum mehr in der Zürcher Szene gewesen, aber Tendenzen in Richtung des vom Verfassers (Kjell) festgestelltem hat man schon spüren können.

Als Junger Bursche hab ich ab etwa ab 1963 auch eine Szene erlebt. Angst, Verstecken und Verheimlichen. Ich wurde z.b. mal von 2 Polizisten aus einen Auto gerissen in dem wir, zwei Jungs, die Hosen runter hatten. Vor Lokalen rumschleichen bis man sich rein getraute. Aber dann, ja dann machte man Partys, Schrill, Sexy und Geil. Die Strassen Klammoten wurden im Lokal in Fast-Keine oder Transis Shorts gewechselt. Und und.
Die Polizei-Staatlichen Fichen lassen grüssen.

Also bleibt den Zürcher Homos eigentlich nur die Zwischenzeit, nach meiner Jugend und der vorstehenden Neu-Zeit.
Es war eine immer freier werdende Zeit. Lokale, Saunas, Discos, Darkrooms, Bars, HB Stricher-Platz und einige Baum-Geister-Grün-Plätze erblühten. Zürich wurde eine Weltstadt was Homos anbelangte.

Aber nun?
Ja, möglicherweise bleibt Zürich, Homo-Welt-Stadt, wiel die Ausland-Homos auch mit "der" Zeit gehen?

Ich denke der Unterscheid von damals zu heute ist in etwa der.
Damals wollte man/n spüren und erfahren was unter den Klamotten der andern war.
Zwischenzeitlich wollte man/n Erobertes erhalten, Leben und ausleben.
Heute will man/n spüren und erfahren, was man auch im Spiegel sehen kann.15 years ago

 

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