BjoernSunshine
SHAFT noch immer heimatlos
(shaft) SHAFT möchte Geburtstag feiern und einen Darkroom
Eigentlich wollten wir diesen Herbst feiern, dass wir fünf Jahre schwule Party-Geschichte in Zürich geschrieben haben. Aber leider haben wir keinen Grund zur Freude, denn SHAFT ist immer noch heimatlos.
Im letzten April wurde unser Heimat-Club, das „Labitzke“, von der Polizei geschlossen. Ein Bewohner der Liegenschaft hatte scheinbar eine Lärmklage eingereicht, worauf die Behörden dem Club die Erlaubnis entzogen, Partys mit Tanzmusik zu veranstalten. Dies bedeutete das Aus für den Club, in dem schon vorher jahrelang unter dem Namen „aera“ rauschende Partys gefeiert werden konnten. Eine Einsprache gegen die Lärmklage fruchtete nichts - im Gegenteil, dem Club wurde im Juli verboten überhaupt noch Partys abzuhalten, obwohl im gleichen Gebäude auch noch andere Clubs eingemietet sind, die wohl nicht weniger Lärm verursachen. Dem Club-Betreiber wurde in der Folge gekündigt, da er natürlich ohne Partys auch keine Einnahmen mehr hatte und so auch den Mietzins nicht mehr zahlen konnte. Also hatten auch wir von SHAFT keine Lokalität mehr für unsere „Männernächte“, obwohl unsere Partys nie zu Klagen Anlass gegeben hatten.
Als im Mai 08 klar wurde, dass der Club auch im Juni noch nicht wieder öffnen konnte suchten wir eine alternative Lösung und fanden im Pirate-Club im Gebäude des „Fame“ eine Location um wenigstens im Juni endlich wieder eine Party zu feiern. Dort sahen wir uns aber mit anderen Problemen konfrontiert. Der Raum entsprach nicht ganz unseren Bedürfnissen und die Bewilligung für einen Darkroom bezog sich nur auf die Räume des „Labitzke“.
Die Sommerpause nutzten wir deshalb um für uns eine neue Heimat zu suchen, da inzwischen klar war, dass wir nicht mehr ins „Labitzke“ zurückkehren konnten.
Es stellte sich aber bald heraus, dass die Suche nicht leicht sein sollte. Einerseits wollten Clubs uns nicht aufnehmen, aus Angst, die Hetero-Kundschaft an den übrigen drei Samstagen im Monat würde ausbleiben, wenn ein Samstag nur für Gays reserviert wäre. Andererseits war da ja noch das „Problem Darkroom“!
Im Jahr 2006 wurden aufgrund einer Polizei-Aktion alle schwulen Darkrooms in Party-Locations der Stadt Zürich geschlossen, da diese gemäss Artikels 17 des Kantonalen Gastgewerbegesetzes gegen Sitte und Ordnung verstossen würden. Als VEGAS (Verein Gay Betriebe Schweiz) sich dagegen wehrte, wurde am runden Tisch eine Vereinbarung erreicht, wonach bis zum endgültigen Gerichtsurteil Darkrooms im bisherigen Umfang geduldet wurden. Das hiess für unsere SHAFT-Partys aber, dass ein solcher nur im „Labitzke“ aufgebaut werden konnte. Wir sind aber der Meinung, dass ein Darkroom – obwohl auch nicht von allen Schwulen benutzt und geliebt – zur schwulen Kultur und erst recht zu einer reinen „Männernacht“ dazu gehört und deshalb hier auch nicht gegen Sitte und Ordnung verstösst!
Dies unterstützen die schwulen Organisationen wie PinkCross und VEGAS ebenso wie die Zürcher Aids-Hilfe. Sie gehen davon aus, dass eine wirkungsvolle Prävention da am sinnvollsten erscheint. In Parks und auf Klappen ist dies nur bedingt möglich.
Es scheint, dass in Zürich der Staat uns daran hindern kann, je wieder Partys nach unserem Konzept zu feiern. Muss unsere Subkultur untergehen, nur weil die Polizei findet, dass wir etwas unrechtes tun – obwohl wir niemanden stören?
Wie lautete doch der Leitspruch der Zürcher Polizei noch vor ein paar Jahren? „Erlaubt ist, was nicht stört“! In diesem Fall trifft dieses Statement wohl nicht zu.
Wir sind immer noch auf der Suche nach einer geeigneten Location – so schnell wollen wir uns einfach nicht unterkriegen lassen... Wir hoffen unseren treuen SHAFTern bald wieder eine Männernacht bieten zu können..
SHAFT's still alive!!