BjoernSunshine
WE attacked Zurich but closed at 10
Das Vorurteil stimmt: Zürcher Schwule sind heute labelgeil. An der WE-Party waren sie alle da und füllten tatsächlich den grossen Komplex457. Vor wenigen Jahren hatten in Zürich grosse Labels keine Chance, weil nur Underground in und Kommerz out waren.
Wir waren diesmal nicht als Gaypresse sondern ganz privat unterwegs. Ohne Kamera, ohne Guestlist, zum vollen Eintrittspreis, ganz inkognito. Also darf ich auch ganz unzensuriert meckern. Die Leute am Eingang waren freundlich, die Garderobendame ebenso - trotzdem war ich lange der Einzige ohne T-Shirt. Die Musik war am Anfang lahm. Gefühlte 100 bpm höchstens. Und kaum einer tanzte. Dafür hörte man gleich, dass für die Lautstärke in einem grossen Hetenclub andere behördliche Masstäbe gelten als in einem Schwulenclub. We were really verdammt laut! Der zweite DJ löste endlich die Handbremse am Plattenspieler, beschleunigte auf 128, und die Jungs kamen in Stimmung. Die Musik kennt man von vielen internationalen Gaypartys: Vocal-House bis Tec-House. Am Pop-Floor kam ich nie vorbei.
Das Dekor bestand aus 3 grossen LED-Screens hinter der Bühne, die man zum Glück nicht immer laufen liess, da sie doch ziemlich den Raum ausleuchten. Die Lasershow war schon viel stimmungsvoller. Die Showtänzer waren heiss und der Typ im String mit neckischem Schwänzchen dran hatte seine High heels total im Griff. Die anderen Tänzer waren auch super lecker, nur ihre Neonhöschen, die bis über den Bauchnabel hochgezogen waren - die sahen eher wie Windeln aus. Dieser Schnitt wird definitiv nicht der Renner der Saison. Dann mussten die schönen Tänzer die Bühne 2 Frauen überlassen, denn offenbar braucht heute auch jede Gaypartyshow ihre Frauenquote.
Im Publikum waren nur sehr wenige Frauen zu finden. Trotzdem bestand die Security stur darauf, dass Männer nur das Männer-WC benutzen durften. Ebenso stur oder nicht darüber informiert, was auf dem Bildschirm über ihr gross angezeigt wurde, war die Security vor der Treppe zum Balkon - zu dem sie mir trotz Kombibändel den Zugang verweigerte.
A propos Security. Nach der WE-Story aus Madrid musste ich natürlich einen kleinen Schwanz-Test machen. Und da kam mir die nette Lady, die unbedingt ein Schwanzfoto machen wollte, gerade recht. Foto geknipst, Touristen happy und prompt hatte ich 3 Security-Typen am Arm, die um die nationale Sicherheit fürchteten (oder vor Neid platzten): "Wenn du noch einmal jemandem deinen Pimmel zeigst, dann...". Der übliche Kindergarten, aber wenigstens kein Rausschmiss. 10 Minuten später stand ich an der Bar und fischte in den Socken nach Kleingeld. Aber kaum hatte ich den Stutz in der Hand krallte sich schon wieder der Security in meinen Arm: "Zeig her, was du in der Hand hast!" Muss der Kindergartenbulle nun auch noch mein Taschengeld überwachen? - Verklemmte Hetenlogik: Ein Schwuler mit Schwanz ist böse, Drogen sind böse, also muss ein Schwuler mit grossem Schwanz ein böser, böser Dealer sein. Ich werde nie begreifen, warum es schwule Partyveranstalter nicht schaffen, ihre bissigen Kampfhunde zu zähmen.
Afterhour:
Die Afterparty war in der alten Kaserne. Mein Freund wollte schon kurz nach 5 da sein - die Halle war noch fast leer, aber DJ Ajaxx legte wunderbaren Sound auf. Leider fanden nicht sehr viele Partygäste den Weg an die Afterhour. Wenn man an Zürcher Schwulenpartys schon keinen Sex mehr haben darf, gehen eben viele lieber mit einem Typ nach Hause als weiter tanzen. Star-DJ Steven Redant konnte leider nicht auflegen. Er hatte seine Musik auf einem USB-Stick aber am Player fehlte der Anschluss. Nach DJ Ajaxx übernahm DJ Vasco und brachte ebenfalls tollen Progressive bis plötzlich aus heiterem Himmel: Ton aus - Licht an - keine Zugabe. Einfach Party fertig. Um 10 Uhr! Dabei stand auf dem Flyer 05.00-12.00. Gute Party, aber sehr schwacher Abgang!