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08.08.2013

BjoernSunshine

Dance for Freedom!

So heisst das Motto der Zürcher Street Parade diesen Samstag. Tanz für Freiheit!

Und es ist bitter nötig, denn unsere Freiheit droht in unzähligen neuen Verboten und Vorschriften unterzugehen. Z.B. das Rauchverbot, das Nuttenverbot, das Tankstellenverkaufsverbot, das Cruising-im-Park-Verbot, das Hundefreilaufverbot, das Kopftuchverbot, das Appenzeller Nackt(wander)verbot, das Openairpartyverbot nach der Street Parade, das Sauna-nach-der-Mousse-Party-Verbot, das Sex-an-der-Gayparty-Verbot, das 2-Leute-auf-der-Toilette-Verbot, diverse kommunale Jugendausgangsverbote, Alkoholverbote, Rayonverbote... Jetzt will man sogar schon das Tragen von Kopfhörern im öffentlichen Raum verbieten. Jeder Politiker meint heute, sich mit einem neuen Verbot als Beschützer des Spiessertums profilieren zu müssen.

Hinzu kommen unzählige Vorschriften: Lautstärke, Hygiene, Security,... Um eine Party zu veranstalten braucht man bald einen Uni-Abschluss in Wirtschaftsrecht. So geile Events wie damals die Aera-Pool-Party oder die Laby-Schaumparty sind heute gar nicht mehr bewilligungsfähig oder wegen komplizierten Auflagen unbezahlbar.
Und hinzu kommt Überwachung auf Schritt und Tritt. Videokameras überall. Und immer härtere Strafen für Bagatelldelikte: Einmal im Tram das Ticket vergessen: Fr 100.-, einmal kurz über 96dB aufgedreht...

"Meine Freiheit hört dort auf, wo es andere stört"
Dieser schöne Slogan bestimmt heute die Zürcher Politik. Und er ist fatal! Denn egal was deine Freiheit ist, und wie viele Menschen du damit erfreust, irgendwo findet sich immer ein frustrierter Wutbürger, der sich daran stört.

Der Wutbürger ist ein neues Phänomen. Es ist der kleine Angestellte, der seit Jahren hart arbeitet aber nicht vorwärts kommt, der sieht, wie mit seinen Steuergeldern laufend Banken und Millionenvermögen gerettet werden, während er selbst nur Prämienerhöhungen, Rentenkürzungen und gelegentlich mal einen Strafzettel bekommt. Seine Kinder hören ihm nicht mehr zu, seine Frau sowieso nicht mehr. Sex? Das war einmal. Also loggt er sich im Internet ein, eröffnet ein Konto bei Facebook, schreibt ein paar nette Zeilen, aber keinen interessierts. Null Reaktion. Erst als er anfängt, über andere zu lästern, findet er endlich Beachtung und erntet Likes, Friends und Befriedigung...
Soziale Medien sind die Brutstätten der Wutbürger.


Mein Freiheits-Nackt-Test
Spätestens seit in Zürich die Darkrooms verboten wurden, tanze ich öfters nackt durch schwule Partys. Es ist ein fantastisches Freiheitsgefühl. Mein Pimmel steht voll drauf! Und abgesehen von einem religiösen Fanatiker auf der LD-Cruise 2012 und einigen engstirnigen Securitys, die Sicherheit mit Moral verwechseln, durchwegs nur positive Reaktionen. Man kann es noch so oft in Abrede stellen, aber es ist nun mal so, dass Schwule einfach gerne Schwänze gucken.

Jenseits der Wutbürger ist Nacktsein auch in der Heterowelt kein Problem. Ich war schon x-mal ohne Badehose im Zürisee, nackt auf dem Mountainbike oder auf einer Bergtour. Niemand kreischt, niemand beschwert sich. Die Touris in den Bergen finden's toll, wenn sie nach stundenlangem, vergeblichen Ausschau nach einem Steinbock doch noch endlich mal etwas sehen, was sie ihren Freunden daheim erzählen können.

In Madrid tanzte ich an der Gaypride nackt die Gran Via entlang. Die Gays und Girls waren hell begeistert.. Genauso am Pride Festival in Tel Aviv. Am City Beach hätte man sowas zwar noch nie gesehen, aber: "Voll easy, Tel Aviv ist anders als Israel, hier kannst du wirklich frei sein", sagte mir ein junger Israeli. Nackt in Berlin ist sowieso kein Problem. Ein Hetero zu mir im Berghain: "Ey Alter, Respekt Mann, lass baumeln!". Und eine Blondine in der Panoramabar: "Find ich toll. Kann ich mal anfassen?" Gestern war ich den ganzen Tag nackt im Büro. Als ich dem UPS-Boten die Päckli abnahm, hat der über beide Ohren gegrinst. Wenn die Sonne scheint, macht Freiheit Spass, und wer sieht nicht gerne fröhliche Menschen?

Samstag ist Street Parade: 25°C Sonnenschein. "Dance for Freedom". Welches Kostüm passt wohl am besten zum Motto?

Pimmelwarnung
Als ich letztes Jahr vor der Zurich Pride im Newsletter fragte: "Wer kommt nackt zum CSD?" versetzte ich die Organisatoren so in Panik, dass der Moderator präventiv von der Festivalbühne zu züchtiger Kleidung aufrufen musste. Ich denke mal, das Street Parade-OK kümmert ein schwuler Newsletter weniger. Also: "Wer kommt nackt zur Street Parade?". Die Wutbürger verlassen am Samstag ja eh alle die Stadt, und die Kids sind viel zu besoffen, um etwas zu merken.

Warum immer wieder das Nackt-Thema?
Na, weil es so wunderbar sinnnlos ist, ganz besonders in der Gayszene. Es gibt bald 4 Milliarden menschliche Pimmel auf dieser Welt. Fast jeder zweite hat einen. Fast jeder 10-Jährige hat heute ein Smartphone. Die Hälfte der 12-Jährigen gibt zu, schon Pornos gesehen zu haben (die andere Hälfte hat keine Flatrate), und spätestens jeder 14-Jährige weiss, dass es enorm Spass macht, an seinem Ding rum zu spielen. Dass der Anblick eines nackten Pimmels einen Menschen heute noch schockieren kann, ist mindestens so abwegig und abergläubisch wie Zeitungshoroskope oder pulverisiertes Nashorn als Potenzmittel. Im Schweizer Strafgesetz wurden die Moralartikel deshalb schon vor 20 Jahren gekippt. Nackt sein ist (ausser im Mittelalter-Kanton Appenzell) völlig legal.

Doch obwohl alle Schwulen eigentlich auf Schwänze stehen (und übrigens auch recht viele Frauen - sowas nennt man "Heterosexuelle") bezahlen noch immer viele schwule Partyveranstalter Securityfirmen nicht etwa dafür, uns Gays zu beschützen (wann gab es je eine Prügelei in einem Gayclub?), sondern um uns den Spass zu verderben (Nicht nackt sein, nicht fummeln, nicht blasen, nicht, nicht, nein, nein...). - "Nein, keine Beschwerde, aber ES KÖNNTE SEIN, dass es jemanden stört", heisst es jeweils, wenn man nach einer Zurechtweisung nochmal nachfragt.

Wohlgemerkt: Das Gesetz verbietet keine nackten Jungs. Die Clubs und Veranstalter machen die Securityregeln.

Wenn sich an einer Gayparty schon jemand an geilen Typen mit grossen Schwänzen stören könnte, dann könnte sich vielleicht auch jemand an Stöckelschuhen und Perrücken stören. Sollten wir nicht deshalb präventiv alle Drag Queens rausschmeissen? Oder vielleicht stört sich jemand an Madonna. Sollte die Security deshalb nicht präventiv alle Plattenkoffer der DJs zensurieren? Oder es stört jemanden, wenn einer rülpst. Drum präventiv nur noch abgestandenes Bier und lauwarmes Cola ohne Kohlensäure, dazu Radiopop in Zimmerlautstärke, blendfreies indirektes Licht, graue Einheits-Burkas, Filzpantoffeln und ein Kärtchen mit politisch korrekter, jugendfreier Konversation in 4 Landessprachen.

Wie weit lasst ihr euch noch bevormunden, bevor ihr für eure Freiheit auf die Strasse geht?

Nach vielen Jahren als Schwulenaktivist und Nackttänzer kann ich euch sagen: Der Unterschied zwischen Badehose und keine Hose sind nicht nur 200g Stoff, sondern der Unterschied zwischen schikanöser Repression und natürlicher Freiheit. Nackt kann ich frei sein, wie ich von Natur aus bin - unter Kleiderzwang beuge ich mich einer Moral, die keinem anderen logisch erkennbaren Zweck dient, als der Einschränkung der persönlichen Freiheit und gesellschaftlichen Vielfalt, womöglich aus Neid und Missgunst, religiösem Fundamentalismus oder gar als Vorstufe zur Einführung der Scharia?!

...Natürlich gibt es da noch die Frage des guten Geschmacks. Wer seinen Körper vergammeln lässt, muss sich vielleicht nicht gleich nackt ins Steakhouse setzen. Vonwegen Gammelfleischskandal. Ich meine, wer gern nackt rumläuft, sollte auch ein Bisschen auf seine Figur achten. Andererseits gibt auch täglich Leute im Tram mit hässlichen Kleidern, und solche, deren Gesichter noch viel runzliger sind als mein Pimmel nach 3x Abspritzen, und die lässt man auch ohne Sack über dem Kopf rumlaufen.

...Und die Frage des Mottos. An einer White-Party kommt man einfach nicht in Schwarz und an einer Gummiparty fickt man nicht nackt ohne Gummi. Ich würde auch nie nackt an einen Kostümball oder einen steifen VIP-Anlass gehen, oder zumindest nicht ohne einen Steifen ;-)
Vielfalt bereichert unser Leben

Wir trugen einst voller Stolz als Gayflag den Regenbogen. Damals waren unsere Partys so genial, weil eben alles möglich und nichts vorgeschrieben war. Ich finde, wir sollten dringend das Grau aus der Fahne waschen, uns wieder an allen 6 Farben erfreuen und allen Farbigen die Freiheit gewähren, ihre eigene Farbe zu leben. Gibt es nicht schon genug graue Autos auf den Schweizer Strassen und graue Mäuse überall? Wehrt euch gegen die fortschreitende Verbotitis und all die bevormundenden Behördenschikanen. Und wenn ihr selbst eine Gayparty organisiert, dann tut bitte nicht noch pingeliger als das Gesetz schon ist, freut euch über die bunten Vögel, und bringt euren Wachhunden bei, dass ein bisschen schwuler Sex einfach zu einer richtigen schwulen Party gehört. (Amen).

Freiheit fühlt sich geil an. Aber um Freiheit zu erleben muss man auch bereit sein, andern Freiheit zu gewähren.

Dance with us into Freedom (just naked or wearing any colour you like)!

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