BjoernSunshine
Subventionen für meinen Porsche Cayenne
Das Interview des Tagesanzeigers mit dem griechischen Philosophen Nikos Dimou ist der Hammer (Tagesanzeiger vom 29.2.). Ich glaubte zwar nie, dass Griechenland mit den Euromilliarden zu retten wäre, aber so krass hätte ich es mir auch nicht vorgestellt.
Angeblich ging Griechenland in seiner jüngeren Geschichte schon 5x pleite und lebt seit je her weit über seine Verhältnisse. Geld leihen und versickern lassen, das hat Tradition. So geschehen 1829 mit einer Anleihe aus England für den Befreiungskrieg gegen die Türken. Und seit dem EU-Beitritt laufend aus dem EU-Subventionentopf. Da werden Schafherden und Ackerflächen von Bauer zu Bauer addiert und multipliziert, bis die subventionierten Agrarflächen grösser sind als die Gesamtflächen der Inseln. In fruchtbaren, von Bauern bewohnten Gebieten wie Thessalien soll es relativ gesehen mehr Porsche Cayennes geben als in München. Und da fragt man sich, warum in Deutschland die Begeisterung für die Griechenland-Rettung laufend abnimmt.
Wer clever ist, zahlt in Griechenland keine Steuern sondern lässt sich vom Staat bezahlen. Dafür sucht man sich einen korrupten Politiker und lässt sich als Beamter einstellen. Griechenland hat etwa gleich viele Einwohner wie Österreich. Österreich hat 200'000 Beamte, Griechenland eine Million. Und während nun das ganze griechische Volk sparen und um seine Jobs fürchten muss, kleben die Beamten unverrückbar auf ihren Sesseln. Denn eins ist sicher: In beiden grossen Parteien sitzen genügend Leute, die an einer Änderung des Systems nicht das geringste Interesse haben. Mal wirtschaftet die eine Partei in die eigene Tasche, mal die andere. Wenn der Filz einmal so dick ist, bewegt sich nichts mehr.
Früher funktonierte das griechische System über die laufende Inflation, die das Staatsdefizit kompensierte. Seit man den Euro hat, ist die Inflation passé, aber die Mentalität Schulden zu machen geblieben. Fazit: Das Defizit explodiert.
Europa will Griechenland mit Milliarden retten. Doch diese ändern nichts an der Art wie der Beamtenstaat mit dem Geld umgeht. Gleichzeitig zwingt man Griechenland, den Haushalt zu sanieren aber statt den Beamtenstaat abzubauen und irrsinnig komplizierte Verfahren zu vereinfachen, würgt man die Privatwirtschaft mit immer höheren Steuern ab.
Fazit: Es versucht nun erst recht jeder Bürger, bei den Steuern zu schummeln oder mit einem überflüssigen Beamtenpseudojob nebenbei Geld zu verdienen. Die Ethik gegenüber dem Staat und der eigenen Gesellschaft geht weiter den Bach runter. Und wenn jeder nur noch für sich selbst schaut und alle andern nach besten Möglichkeiten bescheisst, gewinnen nur die, die beim Bescheissen die besten Möglichkeiten haben: die Reichen und Superreichen. Die haben schon längst ihr Vermögen von den griechischen Banken auf die Cayman Islands geschafft. Der Mittelstand der keine flüssigen Millionen hat, bleibt im Land und muss im Abwärtsstrudel mitschwimmen, ob er will oder nicht.
Heute sollen wir Griechenland retten, wir sollen Länder in Afrika retten, Spanien, Portugal und Italien aus der Krise helfen. Doch in all diesen Ländern leben Superreiche, die keinen Cent für die eigene Bevölkerung übrig haben. Ich arbeite immer noch an meiner ersten Million aber ich frage mich, ob es wirklich unvermeidbar ist, dass man mit wachsendem Reichtum zu egoistischen, menschenverachtenden Arschloch mutiert.