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Wir sind Papst - von wegen...
Vom 22. bis 25. September 2011 besucht Papst Benedikt XVI Deutschland. Vorbei sind allerdings die Zeiten, als Deutschland jubelte: „Wir sind Papst“. Und für uns Schwule ist der Deutsche Papst ohnehin ein Ärgernis: Für ihn ist Homosexualität weiterhin eine schwere Sünde. Bei den eigenen, pädophilen Priestern ist das Verständnis dagegen grösser.
Der Besuch in Deutschland muss für den Papst eigentlich eine Strafaufgabe sein. Da tritt ihm der deutsche Bundespräsident Christian Wulff entgegen, zwar ein Katholik aber in Sünde lebend. Schliesslich ist er geschieden und wieder verheiratet. Zur Kommunion zugelassen ist das Staatsoberhaupt Deutschlands darum nicht. Nicht viel besser ist es mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Die ist protestantisch und auch die ist zum zweiten Mal verheiratet. Und schliesslich der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit: Der ist nämlich schwul, also auch ein schwerer Sünder in den Augen des Papstes und, Wowereit findet das auch noch gut.
Die kurze Aufzählung zeigt, wie weit sich die katholische Kirche von den Realitäten der Welt selber entrückt hat. Und damit bringt sie viele Schwule, die sich auch als Christen verstehen und sich zum katholischen Glauben bekennen in grösste Not. Statt Verständnis erfahren sie Ablehnung. Noch dramatischer ist die Situation für die katholischen Geistlichen, die schwul sind. Sie sollen etwas verkündigen, für einen Glauben einstehen, der ihr eigenes Sein als schwere Sünde bezeichnet, was im katholischen Verständnis nichts anderes bedeutet, als dass sie nach dem Tod in der Hölle schmoren werden. Der Rat der katholischen Kirche an alle Schwule: Wenn ihr schon schwul seit, dann dürft ihr eure Sexualität nicht leben, wenn ihr gottgefällig sein wollt.
Etwas anders ist es dagegen bei den Priestern, die sich an Kindern und Jugendlichen vergehen. Hier ist sie (oder war sie es zumindest) bereit, den Mantel des Schweigens auszubreiten. Keine Anzeigen bei den zivilen Behörden beispielsweise. Viel Verständnis für die Nöte der Priester. Schon etwas weniger für die Nöte der Opfer - wenn überhaupt. Salbungsvolle Worte helfen Opfern nicht, sondern verhöhnen sie letztlich gleich nochmals. Erst nach heftigstem Druck ist die katholische Kirche zaghaft bereit, diesem Verbrechen an der sexuellen Integrität der Kinder und Jugendlichen ins Auge zu sehen.
Die Forderungen von Schwulen, aber auch von andern offenen Katholiken sind eigentlich klar: Akzeptanz von Homosexualität als eine Form der sexuellen Ausprägung des Menschen. Jesus hat bekanntlich 12 Jünger um sich gescharrt, alles Männer, keine Frauen. Vielleicht lohnt es sich einmal, darüber nachzudenken, auch für den Theologen Joseph Ratzinger, seit dem 19. April 2005 Papst Benedikt XVI.